10 September 2013

Überwinde deine Angst!

„Nicht weil es schwer ist, wagen wir es nicht, sondern weil wir es nicht wagen, ist es schwer!“ – Lucius Annaeus Seneca, Philosoph

Wer hat in seinem Leben nicht auch schon mal mit diesem Gefühl zu tun gehabt: Angst. Ob als relativ harmloser Ekel, generelle Furcht, spezifische Phobie oder überwältigende Panikattacke. Wir alle haben Angst. Der deutsche Schriftsteller Frank Thiess meint: "Angst haben wir alle. Der Unterschied liegt in der Frage wovor.". In einschlägigen Quellen finden sich hunderte von Dingen und Situationen vor denen man Angst haben kann.

„Wenn einer keine Angst hat, hat er keine Phantasie.“ – Erich Kästner, Schriftsteller

Eine der wohl am weitesten verbreiteten Ängste, ist die Angst davor, vor einer Gruppe zu sprechen - insbesondere vor einer größeren Gruppe fremder Menschen. Sei es auf einer Tagung, einem Seminar oder einer Konferenz. In seinem Buch The Expert's Edge schreibt Ken Lizotte, dass die Angst öffentlich zu sprechen in Umfragen nach den größten Ängsten oft als erste, sogar noch vor der Angst vor dem Tod, genannt wird.

„Den größten Fehler, den man im Leben machen kann, ist, immer Angst zu haben, einen Fehler zu machen.“ – Dietrich Bonhoeffer, Theologe

Auch ich kenne diese Angst. Die Angst davor einen Vortrag nicht gut zu halten, Fehler zu machen, ja darin zu versagen. Die Angst davor einen Blackout zu bekommen und gar nichts mehr sagen zu können. Die Angst davor nach dem Vortrag vom Publikum zerrissen zu werden. Das Gefühl am liebsten wegzulaufen oder im Boden zu versinken. Nervosität, die weit über ein normales Lampenfieber hinausgeht. Und doch habe ich den Vortrag im Juni diesen Jahres auf der CQCon gehalten.

„Mut ist, wenn man Todesangst hat, aber sich trotzdem in den Sattel schwingt.“ – John Wayne, Filmschauspieler

Wie war das möglich? Wie hatte ich es geschafft, auf die Bühne zu gehen und vor über 100 Menschen zu reden, obwohl ich solche Angst hatte? Wie konnte ich den Vortrag so halten, dass man mir meine Nervosität zwar angemerkt hat, aber der Vortrag dennoch sehr gut aufgenommen wurde und sich gute Gespräche daraus entwickelten? Wie konnte ich meine Angst überwinden?

„Der Erfolgreiche lebt das Leben begeistert! Er ist ein echter Freund des Lebens. Und damit ist er auch sein eigener Freund.“ – Vera F. Birkenbihl, Autorin und Management-Trainerin

Das Gehirn eines Menschen ist eine hochinteressante Konstruktion. Gefühle, wie Angst lösen bestimmte Bilder und Vorstellungen aus. Wenn man sich also zum Beispiel als Versager fühlt, löst das die Vorstellung aus, dass man versagen wird. Durch diese Vorstellung wird die Angst davor verstärkt und man malt sich aus, wie man versagen könnte und welche Konsequenzen das für einen hätte. Nun bekommt man Angst vor eben diesen Konsequenzen. Ohne bewusste Unterbrechung dreht sich diese negative Spirale immer weiter. Das kann soweit gehen, dass man am Ende sogar Angst vor der eigenen Angst hat.

„Worauf du dich beständig fokussierst, das wird auch geschehen!“ – Robert G. Allen, Unternehmer und Autor

Die gute Nachricht ist: Diese negative Spirale kann unterbrochen werden. Wie das geht? Ganz einfach: man setzt bewusst andere, positive Bilder ein und stellt sich bewusst positive Gefühle vor. Das schwächt die negative Spirale ab und mit etwas Übung, kann man eine positive Spirale in Gang setzen. In meinem konkreten Fall stellte ich mir kurz bevor ich auf die Bühne gegangen bin vor, wie gut ich den Vortrag halten würde. Ich stellte mir intensiv vor, wie ich am Abend zu meinen Kollegen und meinem Chef gehen würde und ihnen davon berichten würde, wie gut der Vortrag gelaufen ist. Ich stellte mir die gemeinsame Freude darüber vor und die Angst wurde sehr viel weniger. Ich war zwar immer noch nervös, konnte den Vortrag aber gut halten. Ich hatte mich meiner Angst gestellt, statt vor der Situation davon zu laufen, und die Angst überwunden.

„Was auch immer der Verstand eines Menschen verstehen und glauben kann, das kann er auch erreichen!“ – Napoleon Hill, Bestsellerautor

Jetzt denkst du vielleicht: Tolle Geschichte, aber was hat das mit mir zu tun? Ich denke, das Prinzip der bewussten Vorstellung von positiven Bildern und Gefühlen ist universell für jeden Menschen gültig, weil unsere Gehirne grundsätzlich alle gleich funktionieren. Untersuchungen haben ergeben, dass alle Menschen sehr stark auf Bilder ansprechen. Außerdem sind wir alle Gefühlswesen. Wir sind unseren Gefühlen aber nicht hilflos ausgeliefert, sondern können die Verantwortung und die Kontrolle über unsere Gefühle übernehmen. Durch die bewusste Steuerung der vorgestellten Bilder und Gefühle können wir alle unsere Ängste überwinden und uns in die Lage versetzen, Dinge zu tun, die wir für unmöglich gehalten haben.

„Erfolg muss man täglich neu erringen.“ – Quelle unbekannt

In diesem Sinne: Lass dich nicht durch deine Angst verunsichern, sondern stell dir vor, wie gut es sein wird, wenn du sie überwunden hast. Ob du es glaubst oder nicht: dein Gehirn wird dir Wege aufzeigen, wie du die Angst tatsächlich überwinden kannst, sobald du dir vorstellst, dass du sie bereits überwunden hast. Denn du bist mutig und kreativ, deine Angst versperrt dir nur die Sicht darauf.

Welche Erfahrungen hast du mit der Überwindung von Angst gemacht? Diskutier mit!



03 September 2013

Alles Wahrnehmungssache?

Neulich bin ich am frühen Morgen zum See gegangen, um meine Gedanken etwas schweifen zu lassen und mich auf den Tag einzustimmen. Da sah ich zwei junge Leute, die baden gingen. Nach einer Weile kamen sie wieder aus dem Wasser heraus und trockneten sich ab. Ich ging auf sie zu, sagte freundlich "Guten Morgen" und fragte sie, was sie denn dazu bewogen hätte zu so früher Stunde in den See zum Baden zu gehen?

Sie erwiderten, dass ein kühles Bad am Morgen munter mache und den Kreislauf ankurbele. Wenn man reingeht, wäre es zwar kühl. Wenn man wieder rauskommt, sei einem aber mollig warm. Insgesamt hat es ihnen viel Spass gemacht und sie haben es mir weiterempfohlen.

Nur wenig später traf ich an der selben Stelle eine ältere Dame. Sie nahm ebenfalls ein Bad im See. Und auch mit ihr unterhielt ich mich kurz darüber. Während die jungen Leute gemeint hatten, das Wasser sei kühl, meinte die ältere Dame, das Wasser sei angenehm warm.

Was war hier passiert? Hatte sich das Wasser innerhalb kurzer Zeit merklich erwärmt? Das kann man wohl ausschliessen. Hatte die ältere Dame nicht zugeben wollen, dass das Wasser so kühl war, wie es von den jungen Leuten empfunden wurde? Möglich. Aber ich halte das für unwahrscheinlich.

Am wahrscheinlichsten erscheint mir, dass die unterschiedlichen Aussagen über die Temperatur des objektiv betrachtet in beiden Fällen gleichwarmen Wassers, durch die subjektive Wahrnehmung zu begründen sind. Ich denke, die jungen Leute waren Wasser dieser Temperatur schlicht nicht gewöhnt und empfanden es daher als kühl. Die ältere Dame hingegen ging wohl öfter morgens im See baden und war dadurch abgehärtet. Dadurch empfand sie es als angenehm warm.

Warum erzähle ich diese Geschichte? Nehmen wir einmal an die jungen Leute und die ältere Dame wären sich begegnet. Sie hätten sich über ihr Erlebnis des morgendlichen Badens unterhalten und wären auf die Wassertemperatur zu sprechen gekommen. Da beide aus ihrer jeweiligen Sicht heraus in ihrer Beurteilung Recht hatten, hätten sie sich trefflich darüber streiten können, ob das Wasser nun kühl oder angenehm warm war. Zunächst hätten sie vielleicht nur diskutiert. Hätte jeder auf seinem Standpunkt beharrt, wäre ein richtiger Streit die Folge gewesen. Schließlich hätte es sogar zu Handgreiflichkeiten kommen können.

Das ist überzogen? Wie oft entstehen Meinungsverschiedenheiten, Streit, Gewalttätigkeiten und sogar Kriege aus ebensolchen trivialen Situationen?

Andreas Egert, ein deutscher Journalist, Publizist und Aphoristiker, schreibt: "Lappalie: genießt ihr zeitlebens unterschätztes Gesamtwerk als Strippenzieherin: hat immerhin mehrere zehntausend Kriege auf dem Kerbholz."

Überall da, wo Menschen Beobachtungen machen und diese bewerten, kann und wird es zu unterschiedlichen Ansichten kommen, wenn sie von unterschiedlichen Bewertungsgrundlagen ausgehen. Nicht umsonst sagt der Optimist "Das Glas ist halb voll.", während der Pessimist meint es wäre halb leer. Objektiv betrachtet sprechen beide von einem zu 50% gefüllten und zu 50% leeren Glas. Aus ihrer jeweiligen subjektiven Empfindung heraus, sprechen sie aber von vollkommen unterschiedlichen Dingen. Der Unterschied liegt in der subjektiven Wahrnehmung.

Das nächste Mal, wenn es zwischen dir und deinem Partner, deinen Kindern, deinen Arbeitskollegen, Vorgesetzten oder Mitarbeitern, oder deinen Freunden zu einer Meinungsverschiedenheit kommt, denke daran, dass ihr das selbe meinen könntet, es nur unterschiedlich interpretiert. Der nächste Schritt zum Verständnis ist dann, den anderen zu fragen, warum er die Sache auf seine Weise sieht. Anschließend kannst du dann sicher auch erklären, warum deine Meinung abweicht. Nachdem ihr euch über eure jeweilige Bewertungsgrundlage ausgetauscht habt, kann gegenseitiges Verständnis geschaffen und der Konflikt beigelegt werden. Statt des Konflikts kann Mitgefühl entstehen und die Beziehung vertieft werden.

Dass du und ich es schaffen immer öfter so mit unseren Mitmenschen umzugehen, das wünsche ich uns!

Welche Erfahrungen hast du mit unterschiedlichen Sichtweisen gemacht? Diskutiere mit, ich bin auf deinen Kommentar gespannt!