10 June 2020

Seelische Verletzungen überwinden

Zum Überwinden seelischer Verletzungen sind drei Schritte und eine Grundhaltung hilfreich. Die drei Schritte sind Akzeptanz, Vergebung und Dankbarkeit; die Grundhaltung ist Geduld. Im Folgenden möchte ich alle vier Aspekte näher erläutern.

Akzeptanz
Um eine Verletzung überwinden bzw. heilen zu können, ist es zunächst wichtig, dass man die Verletzung akzeptiert und sie nicht verleugnet oder verdrängt. Bei einem Beinbruch leuchtet das sofort ein. Es gilt aber ebenso für seelische Verletzungen. So lange man sie verdrängt, beeinflussen sie die Gedanken und das Verhalten unbewusst. Und da verletzte Menschen wieder Menschen und unter Umständen auch Tiere verletzen und Dinge zerstören, ist es elementar wichtig, sich zu seinen Verletzungen zu bekennen. Egal, was andere Leute sagen, muss man dazu stehen, was passiert ist und sich eingestehen "Mann, das hat sauweh getan!"

Dabei sollte man bereits bei Anzeichen wie lieblosem Verhalten, Süchten, beständigen Beziehungsproblemen oder beständigen Versuchungen Hilfe in Anspruch nehmen, um in einem Coaching oder therapeutischen Prozess die zugrunde liegenden Verletzungen aufzudecken und sie dann bearbeiten zu können. Sobald man die Verletzungen kennt und sie nicht mehr verleugnen oder verdrängen, sondern bearbeiten und überwinden will, ist es wichtig, dass man sich Hilfe sucht.

Vergebung
Hat man sich dazu entschlossen, die Verletzungen zu überwinden, ist Vergebung der nächste Schritt. Dazu ist es zunächst hilfreich mit einem Begleiter das ganze Ausmaß der Verletzungen und alle damit verbundenen Gefühle auszudrücken. Das kann sowohl im Gespräch, als auch schriftlich oder durch Kunst, Musik und Tanz ausgeübt werden. Dabei sollte man der ganzen Wut, Angst und Trauer über das erlittene Unrecht und die erfahrene Ohnmacht Ausdruck verleihen. Man sollte lediglich beachten, dass man niemanden dabei verletzt und nichts kaputt macht. Das geht zum Beispiel, in dem man in den Wald fährt und sich die ganze Wut aus dem Leib schreit. Da man nicht immer schreien kann, bietet es sich an, dafür Ersatzhandlungen mit derselben Intention zu finden. Zum Beispiel kann man die Arme wedeln. Ebenfalls möglich ist das Schlagen in einen Boxsack, Kissen oder die Matratze.

Bei Ängsten empfiehlt sich eine Übung, bei der man sich der Angst bewusst aussetzt und sie so stark werden lässt, bis man es nicht mehr aushält. Dann umarmt man sich selbst, bis die Angst verschwunden ist. Eine gute Freundin des Autors hat diese Übung gemacht und sich danach leicht, wie eine Feder gefühlt.

Verletzungen gehen meistens auch mit negativen Glaubenssätzen einher. Um diese zu überwinden, empfiehlt es sich, sich bewusst neue, gute Glaubenssätze zu eigen zu machen. Eine Meditation, die dazu zu empfehlen ist, ist unter https://www.youtube.com/watch?v=Fdivhalj898 abrufbar. Es gibt aber auch noch viele weitere Tools, um das zu trainieren. Prinzipiell hilfreich sind auch Meditationen, wie auch die Barmer GEK in ihrem neuesten Mitgliedermagazin bekundet.

Im Laufe der Auseinandersetzung mit der seelischen Verletzung treten sehr wahrscheinlich anklagende Gedanken auf. Diese Anklage muss man zum Abschluss der Vergebung loslassen und denjenigen, der die Verletzung verursacht hat aus der Anklage entlassen. Dazu kann man die Anklage schriftlich verfassen und dann das Papier zerreißen oder verbrennen auf dem sie steht. Manche Autoren empfehlen auch, dass man 30 Tage lang jeden Tag ein Vergebungsgebet spricht. Dadurch sagt man nicht, dass das Geschehene richtig war oder dass der oder die Verursacher(in) keine Strafe verdient hätte. Stattdessen gibt man die Last der Verletzung ab, lässt den Schmerz los und überlässt die Vergeltung Gott. In der Bibel sagt Gott, dass die Rache sein und nicht unser Part ist. Wie oft sollte man vergeben? Zunächst bis wirklich keine Anklage mehr da ist. Das kann bei tiefgreifenden Verletzungen ein längerer Prozess sein. Und weiterhin 7 mal 77 Mal. So sagt es Jesus in den Evangelien des Neuen Testaments.

Dankbarkeit
"Was uns nicht umbringt, macht uns stärker!", behauptet der Volksmund. Und hat Recht. Erfahrenen Coaches zufolge macht verarbeitetes Leid auch weise. Das bedeutet, dass wir durch verarbeitetes Leid unglaublich viel lernen können. Weiterhin kommt nach der Verarbeitung von Leid eine ansteckende Freude und Leichtigkeit in unser Leben. Für diese Weisheit, Stärke, Freude und Leichtigkeit, die uns eine enorme Macht verleihen und uns im Rest unseres Lebens noch so viel bringen können, können wir sehr dankbar sein. Und damit auch für das Leid und die Verletzungen, durch deren Verarbeitung wir ja erst diese guten Gaben erhalten haben.

Weiterhin können wir für die Person dankbar sein, durch deren Handeln die Verletzungen erst in unser Leben gekommen sind. Die Bibel spricht sogar davon, dass wir diejenigen segnen sollen, die uns fluchen, also übel mitspielen. Manchmal gar nicht so einfach, aber wirkungsvoll.

Dankbarkeit ist auch die höchste Form der Akzeptanz. Man akzeptiert etwas so sehr, dass man sogar dankbar dafür ist. Weiterhin ist Dankbarkeit die Frucht des Vergebungsprozesses und führt diesen fort.

Bedeutet Dankbarkeit, dass die Situation allumfassend gut war? Nein. Aber im Nachhinein kann es gut werden, wie ja schon eingangs beschrieben.

Bedeutet Dankbarkeit, dass man sich wünscht, das sich die Situation wiederholt? Nein, nicht unbedingt. Es gibt genügend Dinge im Leben, für die man dankbar sein kann, ohne das man sie nochmal wiederholen möchte. Außerdem wiederholt sich keine Situation im Leben exakt gleich. Und somit auch keine Verletzung. Andererseits ja, weil man dann zeigen könnte, dass man gelernt hat souverän mit der Situation umzugehen und sie einen nicht mehr überfordert.

Ohne Zweifel ist Dankbarkeit der schwierigste Teil dieses Prozesses. Deshalb sollte man auch mit sich zufrieden sein, wenn man nur in kleinen Schritten dankbar wird. Es ist für die meisten ein Wachstumsprozess in kleinen Schritten.

Nicht nach jeder Verletzung muss die Beziehung zwischen Täter und Opfer weiterbestehen. Sollte das aber der Fall und von beiden gewollt sein, ist Dankbarkeit eine gute Grundlage für Versöhnung. Erst wenn ich der Person, die die Verletzung verursacht hat, wieder liebevoll begegnen kann, weiß ich, dass ich wirklich vergeben habe. Dabei ist unbedingt auf das Setzen gesunder Grenzen zu achten, damit sich die Verletzung nicht wiederholt.

Man denke auch an die Geschichte Josefs im ersten Buch Mose in der Bibel. Seine Brüder hatten es böse gemeint, aber Gott hat etwas Gutes daraus gemacht und seine ganze Familie und noch ganz Ägypten vor einer Hungersnot bewahrt. Für dieses Gute kann man dankbar sein und dementsprechend auch für das ursprünglich Böse, denn sonst hätte es das Gute vielleicht nie gegeben.

Als Christ kann man sich Dankbarkeit auch als Geschenk von Gott durch den Tausch am Kreuz schenken lassen. Man gibt seine Verletzung im Gebet ab und empfängt Heilung und Dankbarkeit vom Kreuz.

Im Neuen Testament der Bibel, in Epheser 5, 20 steht, dass wir für alles dankbar sein sollen. Für Christen ist es also sogar eine Vorgabe der Bibel, auch für die Verletzungen dankbar zu sein, denn alles bedeutet alles. Ich sag's noch mal: Alles bedeutet auch wirklich alles! Das ist auch nicht verwunderlich, denn in Römer 8, 28 heißt es: "Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen, denen, die nach seinem Ratschluss berufen sind." Und in Römer 5, 3-5 heißt es: "Nicht allein aber das, sondern wir rühmen uns auch der Bedrängnisse, weil wir wissen, dass Bedrängnis Geduld bringt, Geduld aber Bewährung, Bewährung aber Hoffnung, Hoffnung aber lässt nicht zuschanden werden; denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsre Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist."

Dass danken nicht unbedingt einfach ist, sehen wir auch an folgenden Psalmversen aus dem Alten Testament der Bibel: Zunächst Psalm 50, 14 fordert uns der Psalmist auf: "Opfere Gott Dank und erfülle dem Höchsten deine Gelübde." Und in Psalm 50, 23 wird uns versprochen: "Wer Gott dankt, der bringt damit ein Opfer, das ihn wirklich ehrt. Er macht den Weg frei, auf dem Gott ihm Rettung bringt!"

Abschließend möchte ich sagen, dass danken und loben uns Stabilität und Sicherheit verleihen, denn es heißt "Danken schützt vor Wanken, Loben zieht nach oben".

Geduld
Was bei den Schritten Akzeptanz, Vergebung und Dankbarkeit besonders wichtig ist, ist sich dafür die notwendige Zeit zu lassen und einen kleinen Schritt nach dem nächsten zu gehen. Auf dem manchmal jahrelangen Weg ist Geduld notwendig, aber man wird mit der Zeit auch geduldiger. Das Ziel voller Glauben stets vor Augen kann man einen Tag nach dem anderen leben und einen Schritt nach dem anderen gehen und ehe man sich's versieht, ist man am Ziel und hat akzeptiert, vergeben und sein Leben mit allen Höhen und Tiefen in Dankbarkeit angenommen.

Am Ende wird alles gut. Und wenn es noch nicht gut ist, dann ist es noch nicht das Ende!

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Der Autor ist 38 Jahre alt und hat seit frühester Kindheit bis vor einigen Jahren schwerste seelische Verletzungen erlitten. Er befindet sich noch immer auf dem Weg der seelischen Heilung und übt sich darin in Geduld.

12 May 2015

Übung zum Auftanken

Die folgende Übung kannst du allein oder in einer Gruppe machen, um zur Ruhe zu kommen und neue Kraft zu tanken. Wenn du die Übung allein machst, schließt du natürlich nicht deine Augen. Lies dir den Text einfach in Ruhe laut vor und folge den Anweisungen. Viel Spaß und sei gesegnet:

Schließ deine Augen und machs dir bequem
Du bist geliebt
Sitzt oder liegst du bequem?
Lenke deine Konzentration auf deinen Atem
Atme langsam ein
Du warst schon immer geliebt
Atme langsam aus
Atme langsam ein
Du wirst immer geliebt sein
Atme langsam aus
Atme langsam und tief ein
Und gib all deine Sorgen ab
Atme langsam aus
Atme ganz langsam und tief ein
Du bist in Sicherheit
Atme langsam aus
Atme ganz langsam und tief ein
Du bist in Geborgenheit
Atme langsam aus
Atme ganz langsam und tief ein
Der Heilige Geist gibt dir Klarheit
Atme langsam aus
Atme ganz langsam und tief ein
Der Heilige Geist führt dich in alle Wahrheit
Atme langsam aus
Atme ganz langsam und tief ein
Der Heilige Geist führt dich in alle Freiheit
Atme langsam aus
Atme ganz langsam und tief ein
Der Heilige Geist tröstet dich
Atme langsam aus
Atme ganz langsam und tief ein
Und gib alle Sorgen bei Jesus ans Kreuz
Atme langsam aus
Atme langsam und tief ein
Und bleibe in der Ruhe
Atme langsam aus
Atme langsam ein
Und komm wieder zurück ins Hier und Jetzt
Atme langsam aus
Du bist von Gott, unserem liebenden Vater, geliebt!

Je nach Bedarf kannst du nun nochmal alle deine Sorgen Jesus einzeln ans Kreuz bringen,  in der Gruppe besprechen und sie gemeinsam vor Gott bringen, dich ein wenig ausruhen, Lobpreis hören oder deine Alltagsbeschäftigung wieder aufnehmen.

Wie immer freue ich mich sehr über Rückmeldungen und Verbesserungsvorschläge!

10 September 2013

Überwinde deine Angst!

„Nicht weil es schwer ist, wagen wir es nicht, sondern weil wir es nicht wagen, ist es schwer!“ – Lucius Annaeus Seneca, Philosoph

Wer hat in seinem Leben nicht auch schon mal mit diesem Gefühl zu tun gehabt: Angst. Ob als relativ harmloser Ekel, generelle Furcht, spezifische Phobie oder überwältigende Panikattacke. Wir alle haben Angst. Der deutsche Schriftsteller Frank Thiess meint: "Angst haben wir alle. Der Unterschied liegt in der Frage wovor.". In einschlägigen Quellen finden sich hunderte von Dingen und Situationen vor denen man Angst haben kann.

„Wenn einer keine Angst hat, hat er keine Phantasie.“ – Erich Kästner, Schriftsteller

Eine der wohl am weitesten verbreiteten Ängste, ist die Angst davor, vor einer Gruppe zu sprechen - insbesondere vor einer größeren Gruppe fremder Menschen. Sei es auf einer Tagung, einem Seminar oder einer Konferenz. In seinem Buch The Expert's Edge schreibt Ken Lizotte, dass die Angst öffentlich zu sprechen in Umfragen nach den größten Ängsten oft als erste, sogar noch vor der Angst vor dem Tod, genannt wird.

„Den größten Fehler, den man im Leben machen kann, ist, immer Angst zu haben, einen Fehler zu machen.“ – Dietrich Bonhoeffer, Theologe

Auch ich kenne diese Angst. Die Angst davor einen Vortrag nicht gut zu halten, Fehler zu machen, ja darin zu versagen. Die Angst davor einen Blackout zu bekommen und gar nichts mehr sagen zu können. Die Angst davor nach dem Vortrag vom Publikum zerrissen zu werden. Das Gefühl am liebsten wegzulaufen oder im Boden zu versinken. Nervosität, die weit über ein normales Lampenfieber hinausgeht. Und doch habe ich den Vortrag im Juni diesen Jahres auf der CQCon gehalten.

„Mut ist, wenn man Todesangst hat, aber sich trotzdem in den Sattel schwingt.“ – John Wayne, Filmschauspieler

Wie war das möglich? Wie hatte ich es geschafft, auf die Bühne zu gehen und vor über 100 Menschen zu reden, obwohl ich solche Angst hatte? Wie konnte ich den Vortrag so halten, dass man mir meine Nervosität zwar angemerkt hat, aber der Vortrag dennoch sehr gut aufgenommen wurde und sich gute Gespräche daraus entwickelten? Wie konnte ich meine Angst überwinden?

„Der Erfolgreiche lebt das Leben begeistert! Er ist ein echter Freund des Lebens. Und damit ist er auch sein eigener Freund.“ – Vera F. Birkenbihl, Autorin und Management-Trainerin

Das Gehirn eines Menschen ist eine hochinteressante Konstruktion. Gefühle, wie Angst lösen bestimmte Bilder und Vorstellungen aus. Wenn man sich also zum Beispiel als Versager fühlt, löst das die Vorstellung aus, dass man versagen wird. Durch diese Vorstellung wird die Angst davor verstärkt und man malt sich aus, wie man versagen könnte und welche Konsequenzen das für einen hätte. Nun bekommt man Angst vor eben diesen Konsequenzen. Ohne bewusste Unterbrechung dreht sich diese negative Spirale immer weiter. Das kann soweit gehen, dass man am Ende sogar Angst vor der eigenen Angst hat.

„Worauf du dich beständig fokussierst, das wird auch geschehen!“ – Robert G. Allen, Unternehmer und Autor

Die gute Nachricht ist: Diese negative Spirale kann unterbrochen werden. Wie das geht? Ganz einfach: man setzt bewusst andere, positive Bilder ein und stellt sich bewusst positive Gefühle vor. Das schwächt die negative Spirale ab und mit etwas Übung, kann man eine positive Spirale in Gang setzen. In meinem konkreten Fall stellte ich mir kurz bevor ich auf die Bühne gegangen bin vor, wie gut ich den Vortrag halten würde. Ich stellte mir intensiv vor, wie ich am Abend zu meinen Kollegen und meinem Chef gehen würde und ihnen davon berichten würde, wie gut der Vortrag gelaufen ist. Ich stellte mir die gemeinsame Freude darüber vor und die Angst wurde sehr viel weniger. Ich war zwar immer noch nervös, konnte den Vortrag aber gut halten. Ich hatte mich meiner Angst gestellt, statt vor der Situation davon zu laufen, und die Angst überwunden.

„Was auch immer der Verstand eines Menschen verstehen und glauben kann, das kann er auch erreichen!“ – Napoleon Hill, Bestsellerautor

Jetzt denkst du vielleicht: Tolle Geschichte, aber was hat das mit mir zu tun? Ich denke, das Prinzip der bewussten Vorstellung von positiven Bildern und Gefühlen ist universell für jeden Menschen gültig, weil unsere Gehirne grundsätzlich alle gleich funktionieren. Untersuchungen haben ergeben, dass alle Menschen sehr stark auf Bilder ansprechen. Außerdem sind wir alle Gefühlswesen. Wir sind unseren Gefühlen aber nicht hilflos ausgeliefert, sondern können die Verantwortung und die Kontrolle über unsere Gefühle übernehmen. Durch die bewusste Steuerung der vorgestellten Bilder und Gefühle können wir alle unsere Ängste überwinden und uns in die Lage versetzen, Dinge zu tun, die wir für unmöglich gehalten haben.

„Erfolg muss man täglich neu erringen.“ – Quelle unbekannt

In diesem Sinne: Lass dich nicht durch deine Angst verunsichern, sondern stell dir vor, wie gut es sein wird, wenn du sie überwunden hast. Ob du es glaubst oder nicht: dein Gehirn wird dir Wege aufzeigen, wie du die Angst tatsächlich überwinden kannst, sobald du dir vorstellst, dass du sie bereits überwunden hast. Denn du bist mutig und kreativ, deine Angst versperrt dir nur die Sicht darauf.

Welche Erfahrungen hast du mit der Überwindung von Angst gemacht? Diskutier mit!



03 September 2013

Alles Wahrnehmungssache?

Neulich bin ich am frühen Morgen zum See gegangen, um meine Gedanken etwas schweifen zu lassen und mich auf den Tag einzustimmen. Da sah ich zwei junge Leute, die baden gingen. Nach einer Weile kamen sie wieder aus dem Wasser heraus und trockneten sich ab. Ich ging auf sie zu, sagte freundlich "Guten Morgen" und fragte sie, was sie denn dazu bewogen hätte zu so früher Stunde in den See zum Baden zu gehen?

Sie erwiderten, dass ein kühles Bad am Morgen munter mache und den Kreislauf ankurbele. Wenn man reingeht, wäre es zwar kühl. Wenn man wieder rauskommt, sei einem aber mollig warm. Insgesamt hat es ihnen viel Spass gemacht und sie haben es mir weiterempfohlen.

Nur wenig später traf ich an der selben Stelle eine ältere Dame. Sie nahm ebenfalls ein Bad im See. Und auch mit ihr unterhielt ich mich kurz darüber. Während die jungen Leute gemeint hatten, das Wasser sei kühl, meinte die ältere Dame, das Wasser sei angenehm warm.

Was war hier passiert? Hatte sich das Wasser innerhalb kurzer Zeit merklich erwärmt? Das kann man wohl ausschliessen. Hatte die ältere Dame nicht zugeben wollen, dass das Wasser so kühl war, wie es von den jungen Leuten empfunden wurde? Möglich. Aber ich halte das für unwahrscheinlich.

Am wahrscheinlichsten erscheint mir, dass die unterschiedlichen Aussagen über die Temperatur des objektiv betrachtet in beiden Fällen gleichwarmen Wassers, durch die subjektive Wahrnehmung zu begründen sind. Ich denke, die jungen Leute waren Wasser dieser Temperatur schlicht nicht gewöhnt und empfanden es daher als kühl. Die ältere Dame hingegen ging wohl öfter morgens im See baden und war dadurch abgehärtet. Dadurch empfand sie es als angenehm warm.

Warum erzähle ich diese Geschichte? Nehmen wir einmal an die jungen Leute und die ältere Dame wären sich begegnet. Sie hätten sich über ihr Erlebnis des morgendlichen Badens unterhalten und wären auf die Wassertemperatur zu sprechen gekommen. Da beide aus ihrer jeweiligen Sicht heraus in ihrer Beurteilung Recht hatten, hätten sie sich trefflich darüber streiten können, ob das Wasser nun kühl oder angenehm warm war. Zunächst hätten sie vielleicht nur diskutiert. Hätte jeder auf seinem Standpunkt beharrt, wäre ein richtiger Streit die Folge gewesen. Schließlich hätte es sogar zu Handgreiflichkeiten kommen können.

Das ist überzogen? Wie oft entstehen Meinungsverschiedenheiten, Streit, Gewalttätigkeiten und sogar Kriege aus ebensolchen trivialen Situationen?

Andreas Egert, ein deutscher Journalist, Publizist und Aphoristiker, schreibt: "Lappalie: genießt ihr zeitlebens unterschätztes Gesamtwerk als Strippenzieherin: hat immerhin mehrere zehntausend Kriege auf dem Kerbholz."

Überall da, wo Menschen Beobachtungen machen und diese bewerten, kann und wird es zu unterschiedlichen Ansichten kommen, wenn sie von unterschiedlichen Bewertungsgrundlagen ausgehen. Nicht umsonst sagt der Optimist "Das Glas ist halb voll.", während der Pessimist meint es wäre halb leer. Objektiv betrachtet sprechen beide von einem zu 50% gefüllten und zu 50% leeren Glas. Aus ihrer jeweiligen subjektiven Empfindung heraus, sprechen sie aber von vollkommen unterschiedlichen Dingen. Der Unterschied liegt in der subjektiven Wahrnehmung.

Das nächste Mal, wenn es zwischen dir und deinem Partner, deinen Kindern, deinen Arbeitskollegen, Vorgesetzten oder Mitarbeitern, oder deinen Freunden zu einer Meinungsverschiedenheit kommt, denke daran, dass ihr das selbe meinen könntet, es nur unterschiedlich interpretiert. Der nächste Schritt zum Verständnis ist dann, den anderen zu fragen, warum er die Sache auf seine Weise sieht. Anschließend kannst du dann sicher auch erklären, warum deine Meinung abweicht. Nachdem ihr euch über eure jeweilige Bewertungsgrundlage ausgetauscht habt, kann gegenseitiges Verständnis geschaffen und der Konflikt beigelegt werden. Statt des Konflikts kann Mitgefühl entstehen und die Beziehung vertieft werden.

Dass du und ich es schaffen immer öfter so mit unseren Mitmenschen umzugehen, das wünsche ich uns!

Welche Erfahrungen hast du mit unterschiedlichen Sichtweisen gemacht? Diskutiere mit, ich bin auf deinen Kommentar gespannt!



27 August 2013

Entspann dich!

Entspann dich! Das klingt so einfach und fällt doch oft so schwer. Wie oft hetzen wir uns von einem Termin zum anderen? Wie oft sind wir genervt und gestresst? Ob als mit Meetings überhäufter Manager mit 80 Stundenwoche, ob als Hausfrau und Mutter, die ihre Kinder zur und von der Schule, hin zum Klavierunterricht, zur Theaterprobe oder zum Fußballtraining fährt. Ob als Sportler, der sich verletzt hat und dem nun plötzlich überhaupt nichts mehr gelingen will, ob als Verkäufer im Supermarkt, der sich nach 10 Stunden Arbeit noch um Frau, Kind, Hund, Auto und Haus kümmern soll. Ob als junger Vater, dessen Kind gerade die 3 Monatskoliken hat und deshalb ständig schreit und kaum beruhigt werden kann oder als Popidol, das von einer Bühne zur nächsten hetzen muss. Wir alle haben unsere Päckchen und Pakete mit uns herum zu tragen. Wir alle fühlen uns in dieser schnelllebigen Zeit getrieben. Wir alle laufen im Hamsterrad.

Muss das so sein? Sind wir dem Stress hilflos ausgeliefert? Gibt es keinen Ausweg?

Ich meine, wir müssen neu lernen uns immer wieder zu entspannen und die Dinge lockerer zu sehen. Wir müssen wieder neu lernen mit offenen Augen durch die Welt zu gehen. Wir müssen wieder neu lernen auf die Kleinigkeiten zu achten. Auf die Dinge wert zu legen, die wir normalerweise für so verständlich hinnehmen. Einen Sonnenaufgang, den Beginn eines neuen Tages. Einen Blumenstrauß, etwas lebendiges und farbenfrohes im Alltagsgrau. Ein nettes Wort, das vielleicht auch überraschend von dem Menschen kommt, von dem wir es am wenigsten erwarten. Eine helfende Hand, die wir sonst vielleicht übersehen haben. Ein Konzert, auf das wir sonst vielleicht nur mit halbem Ohr gehört haben.

Vor allem aber müssen wir wieder lernen auf uns selbst zu achten. Auf unsere Gefühle. Wir müssen anfangen uns zu fragen: "Was fühlst du?" und es auszudrücken und zuzulassen. Auf unsere Bedürfnisse. Wir müssen anfangen uns zu fragen: "Was brauchst du wirklich?" und dann Wege zu finden, wie wir es bekommen können. Und wer jetzt denkt: Das weiß ich schon, ein schnelles Auto, ein prall gefülltes Bankkonto und eine wunderschöne, vollbusige Frau, wird früher oder später feststellen, dass das vielleicht doch nicht alles im Leben ist. Auf unsere Prioritäten. Wir müssen anfangen uns zu fragen: "Was ist mir wirklich wichtig?" Und dann bekommt Zeit mit der Familie vielleicht plötzlich wieder den Vorrang vor dem nächsten Karrieresprung.

Entspannung kann dabei ganz klein anfangen. Es kann damit anfangen, dass du die Augen schließt und einfach darauf achtest, wie du atmest. Hier und jetzt. Du atmest sanft ein und wieder aus. Ein und wieder aus. Ganz regelmäßig und ruhig. Fünf Mal ein und wieder aus. Merkst du schon, wie du ruhiger wirst? Um dich jetzt noch weiter zu entspannen, nimm dir etwas Zeit. Klicke langsam durch die Folien. Lass die Bilder auf dich wirken und folge den einfachen Anweisungen:


Ich hoffe diese kurze Übung hat deinen Alltag etwas entschleunigt und dich zur Ruhe gebracht. Nimm diese kurze Übung mit in deinen Alltag und verwende sie immer dann, wenn du mal wieder merkst, dass du gestresst und genervt bist. Im Büro, zu Hause, im Auto. Egal wo. Ich wünsche dir viel Freude und eine entspannte Zeit. Entspann dich.

P.S.: Wenn du dir grad noch etwas mehr Zeit nehmen willst um dich zu entspannen, schau doch mal bei André Loibls Entspannungsübung vorbei. Dort wirst du ein Video finden, mit dem du sehr gut tiefenentspannen kannst.



19 August 2013

Raus aus den Federn!

Morgens aufzustehen ist manchmal gar nicht so einfach. Draußen ists noch dunkel. Das Bett ist so warm und die Decke so kuschelig. Wer will da schon ans aufstehen denken?
Und doch lohnt es sich einmal früher aufzustehen, als man eigentlich müsste. Es lohnt sich noch vor Sonnenaufgang an den nächsten See oder auf den nächsten Hügel zu laufen. Es lohnt sich, denn das grandiose Naturschauspiel dessen man so - und nur so - gewahr werden kann, ist überwältigend.
Wer sich darauf einläßt, kann erleben, wie aus tiefschwarzer Nacht ein neuer Tag erwacht. Kann das kühle, erfrischende Wasser oder die kühle, erfrischende Brise am frühen Morgen spüren. Kann mit ihren eigenen Augen wahrnehmen, wie aus tiefem Schwarz langsam ein sattes Violett wird.
Nur wer den Morgenmuffel in sich bekämpft, kann erleben, wie der Himmel nach und nach in allen Farben des Regenbogens erstrahlt. Kann sehen, wie die Wolken im Osten langsam in strahlendes karmesinrot getaucht werden, bevor sie intensiv orange zu leuchten beginnen. Kann den überwältigenden Augenblick genießen, wenn die Sonne feuerrot über den Horizont steigt und einige Vögel vorüberziehen.
Wer so in den Tag startet und in die Lichtflut des neuen Morgens eintaucht, beginnt den Tag stressfreier und entspannter. Das Glücksgefühl etwas so unverfälschtes und natürliches, wie den Sonnenaufgang, miterlebt zu haben, trägt durch den Tag. Dieses Glücksgefühl wünsche ich dir!